Prato

Stadt der Tuchmacher und Wirkungsstätte von Filippo Lippi

Wahrscheinlich auf den Ruinen einer etruskisch-römischen Siedlung mit dem Namen Pagus Cornius erbaut, findet Prato erstmals im 10. Jahrhundert seine urkundliche Erwähnung. Günstig an den Flüssen Bisenzio und Ombrone Pistoiese und 20 Kilometer nordwestlich von Florenz gelegen, entstanden bereits im Mittelalter Tuch- und Kleidermanufakturen.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Stadt zu einem Zentrum der italienischen Textilindustrie. Zahlreiche Italiener aus dem Süden des Landes ließen sich nieder. Die Stadt zählte bald 160.000 Einwohner.
In den späten 1980er Jahren erlebte Prato eine zweite Einwanderungswelle, dieses Mal von chinesischen Arbeitsuchenden. So sind heute von 200.000 Einwohnern etwa ein Viertel chinesischer Herkunft. Prato ist damit die drittgrößte Stadt im mittleren Italien mit einem Stadtviertel, über das sonst nur Weltmetropolen verfügen: Chinatown!

Architektur und Kunstwerke aus drei Jahrhunderten

Trotz der Wandlungen blieb das historische Zentrum nahezu unverändert mit seinen prächtigen Palästen und Sakralbauten und umgeben von einer gut erhaltenen, mittelalterlichen Stadtmauer in Form eines Sechseckes.
Beeindruckend die Stauferburg, das Castello dell’Impertore mit acht imposanten Außentürmen, im Auftrag von Friedrich II. von 1237 bis 1248 errichtet. Gegenüber erhebt sich die Renaissance-Kirche Santa Maria delle Carceri, von Giuliano da Sangallo auf dem Grundriss eines griechischen Kreuzes nach Brunelleschis‘ Vorstellungen vom Zentralbau geplant und gebaut.

Ein abtrünniger Mönch als Malergenie der Renaissance

Zu erwähnen ist daneben vor allem der prächtige Dom von Prato, Santo Stefano, ab 1211 nach den Plänen von Guido da Cosmos errichtet. Prächtig aufgrund seiner Fassade aus weißem Albarese- und grünem Serpentino-Marmor, der Außenkanzel mit Baldachin von Michelozzo und des Freskenzyklus „Vita Johannes‘ d.T.“ von Fra Filippo Lippi im Hauptchor. Dieses mehrteilige Gemälde, das der Mönch in den Jahren 1452 bis 1466 mit seinem Gehilfen Fra Diamante schuf, zählt zu den Hauptwerken der Renaissance. Sogar Michelangelo zollte Künstler und Kunstwerk seine Anerkennung.
Nach den Aufzeichnungen von Giorgio Vasari soll Fra Filippo ein recht abenteuerliches Leben geführt haben. Das wird von heutigen Biografen weitgehend bezweifelt. Sicher ist jedoch, dass er mit seinem Modell, der frommen Tochter eines florentinischen Bürgers, durchbrannte. Der gemeinsame Sohn, Filippino Lippi, wurde ebenfalls ein bedeutender Maler.