Pistoia

Metallindustrie, Bäderkultur und malerische Altstadt

Pistoia und die gleichnamige Provinz gelten als das Sanatorium der Toskana, liegt doch der renommierte Kurort Montecatini Therme mit seinen palastartigen Thermalbädern aus dem 19. Jahrhundert in ihrem Einzugsgebiet.

Doch Pistoia hat mehr zu bieten:
- bedeutsame historische Bauwerke,
- die bewaldeten Berge und Täler des Apennin,
- Wintersport auf 80 Pistenkilometern im exklusiven Skiort Abetone,
- der Pinocchio-Park als kleines Disneyland auf italienische Art in Collodi und
- mit dem Barockgarten der Villa Garzoni 25 Kilometer westlich von Pistoia eine der schönsten Parkanlagen Italiens.

Vom römischen Oppidum zum Zentrum der Metallindustrie

Historischer Ursprung der Stadt ist ein Oppidum, ein römischer Versorgungsstandort, aus dem zweiten Jahrhundert vor Christus. Den Langobarden und Franken diente sie rund tausend Jahre später als wichtiges Handelszentrum. Im 12. Jahrhundert erreichte Pistoa den Status einer unabhängigen Stadt, einer Comune, und wuchs auf das Vierfache ihrer Fläche an. Eine neue, zweite Schutzmauer wurde errichtet.

Zwei Jahrhunderte später verlor die Stadt am Ombrone Pistoiese jedoch an Bedeutung und fiel unter die Herrschaft von Florenz. Der florentinische Großherzog Cosimo I. de‘ Medici war es dann auch, der im 15. Jahrhundert die dritte Stadtmauer errichten ließ, die noch heute die Altstadt umschließt.

Erst vierhundert Jahre später, Mitte des 19. Jahrhunderts, erlebte Pistoia wieder einen Aufschwung und entwickelte sich zu einem bis heute bedeutenden Standort für Metallverarbeitung mit rund 90.000 Einwohnern. Und wer es bislang nicht bemerkt haben sollte: das Wort „Pistoia“ findet sich im deutschen Begriff „Pistole“ wieder.

Sehenswürdigkeiten von der Romanik bis zur Renaissance

Herz des historischen Zentrums von Pistoia ist die Piazza del Duomo mit der Kathedrale San Zeno aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Sehenswert ist der Sakralbau wegen seiner romanisch-pisanischen Fassade aus farbigem Marmor mit dreistöckigen Bogengängen, des imposanten Campanile und einer einzigartigen Altarverkleidung im rechten Seitenschiff - der „Dossale di San Jacopo“ aus dem 14. Jahrhundert. Das Kunstwerk ist bestückt mit 628 aus Silberblech getriebenen und zum Teil vergoldeten Figuren in den Stilrichtungen der Gotik und der Renaissance.

Mit dem Battistero San Giovanni ziert den Domplatz ein weiteres, mit farbigem Marmor verkleidetes Gebäude. Das Baptisterium wurde im Jahr 1359 von Cellino di Nese nach Plänen von Andrea Pisano mit oktogonalen Grundriss und pyramidenartigen Dach errichtet.

Gegenüber beeindruckt der Palazzo Comunale mit Medici-Wappen den Besucher. Er beherbergt die städtische Kunstsammlung, unter anderem das Puccini-Archiv.

Als weitere Sehenswürdigkeit sei das Ospedale del Ceppo erwähnt. Ein Krankenhaus aus dem 13. Jahrhundert mit Fassadenloggia und herrlichen Friesen und Tondi aus bemaltem Terrakotta. Die von Giovanni della Robbia und seinem Mitarbeiter im 16. Jahrhundert geschaffenen Reliefs illustrieren - einem Krankenhaus würdig - die Tugenden und die sieben Werke der Barmherzigkeit.

Wenige Schritte entfernt, trifft man auf die Kirche Sant‘ Andrea aus dem 11. Jahrhundert, deren größter Schatz sich im Inneren verbirgt: die Kanzel von Giovanni Pisano, 1301 vollendet, eines der größten Werke christlicher Reliefskulptur.

Und auch ein Bauwerk von Giorgio Vasari hat Pistoia aufzuweisen: die Chiesa della Madonna dell’Umiltà. Zumindest schloss der berühmte Architekt aus Arezzo die Bauarbeiten im Jahr 1522 ab. Geplant in der Tradition von Brunelleschi und ausgeführt von Ventura Vitoni, ziert die Kirche die drittgrößte Kuppel Italiens.